Unser 1. Kehrwieder-Folkfestival
am 24. und 25. Juni 2022
in KAppeln/Schlei

So war das 1. Kehrwieder Folkfestival in Kappeln

„Kehrwieder-Folkfestival“ war der Titel des am 24. und 25.Juni stattgefundenen Kulturereignisses des jungen Veranstaltervereins Folkbühne Angeln e.V. in Kappeln.

Und „das Festival muss unbedingt wiederkehren“ war die einhellige Meinung und Rückmeldung der vielen Besucher und Gäste. Denn an beiden Tage überzeugten die künstlerischen Darbietungen der eingeladenen Band an den verschiedenen Spielorten so sehr, dass durchgängig eine fast magisch zu bezeichnende Festivalstimmung aufkam.

Beispielgebend dafür war die Stimmung in der Turnhalle der Gemeinschaftsschule am Freitagmorgen, in der Schülerinnen und Schüler spontan zu den Klängen der dänischen „Mads Hansens Kapel“ tanzten und die Lieder der Band „Morgens-Mittags-Abends“ mitsangen.

Schon am Vorabend des Festivals, am Donnerstagabend, als sich das Festival-Team mit allen eingeladenen Musikern zu einem Begrüßungsessen im Ellenberger Begegnungszentrum BeZ traf, wurden die Instrumente ausgepackt und gespielt. Allen voran stimmte die sizilianische Gruppe „Le Matrioske“ an und die dänischen und schleswig-holsteinischen Musikanten spielten temperamentvoll und überwältigend mit, ohne je miteinander geprobt zu haben. Helga Haubold von der Folkbühne Angeln brachte es auf den Punkt als sie nach dem Abend, der dann zu späterer Stunde in der Gaststätte Palette weiterführt wurde, begeistert sagte: „Für den Abend gibt es für mich nur zwei Worte: Musik verbindet!“

Dieses musikalische Miteinander zeigte sich dann auch am Freitagabend, nach einem fulminanten Eröffnungskonzert im Torhaus auf Gut Frauenhof, als das restlos begeisterte und tanzende Publikum sich von allen drei Gruppen Zugaben erklatschte. Es erklang dann in der musikalischer Fülle aller anwesenden Musikanten und hymnenhafter Präsens auch des spontanen Publikumschores das italienische Partisanenlied „Bella Ciao“. So manche Gänsehaut wird sich in diesem Moment ausgebreitet haben.

Auf dem Open-Air-Konzert am Samstag auf dem Platz Kehrwieder bewiesen alle auftretenden Gruppe dann nochmals ihre künstlerische Qualität und ihre Fähigkeit das Publikum mitzureißen.

Den packenden Anfang gestaltete die „Policia do Samba“ mit brasilianische Rhythmen und Trommelklängen, passend zu der fast südländischen Sonne und den doch für Kappeln eher hohen Temperaturen.

Der Wetterlage entsprechend etwas inniger und ruhiger, doch nicht minder überzeugend brachten die drei Musikanten von „Morgens-Mittags-Abends“ auf sehr sympathische Art und Weise ihre witzigen und berührenden „Lieblingsstücke“ dar, die mit interessanten Beobachtungen, wunderbaren Geschichte und wie im Song „ Der Schweinezaun“ auch mit so mancher augenzwinkernden Kritik an gesellschaftspolitischen Verhältnissen gespickt waren.

Als Überraschungskünstler aus der Region traten dann das „Wasabi-Trio“ um den Hasselberger Singer/Songwriter Andres Kohla und der Wittkieler Künstler Boye Strothmann auf. Das Wasabi-Trio bot außerordentlich kunstvoll arrangierte dreistimmige und mit feinen Gitarrenarrangements begleitete Songs aus mehreren Epochen englischsprachlicher Folk-, Pop- und Bluesmusik.

Boye Strothmann, der seine sehr einfühlsam gesungenen Lieder mit seiner effektvoll gespielten Ukulele begleitete, berührte das Publikum mit selbst komponierten und getexteten Liedern.

Danach verzauberten die Sizilianerinnen und Sizilianer den Kappelner Kehrwieder in eine südländischen Piazza. So viel Schwung und so viel musikalische Lebensfreude hat man in Kappeln vermutlich selten erlebt, wie sie die Band „Le Matrioske“ auf die Bühne brachte. Ziemlich sofort nach den ersten italienischen Tönen hielt es die Zuschauer nicht mehr auf den Sitzen. Trotz Hitze wurde auch nach Anleitung durch die charismatische Tambourinspielerin Simona Ferringo auf dem Kehrwieder getanzt.

Mühelos knüpfte die dänische Band „Mads Hansens Kapel“ an diese Stimmung an. Sie vollführten in ihrem Programm einen wunderbaren Bogen von ausgelassener und temperamentvoller traditioneller Musik bis hin zu hochfein und kreativ komponierten eigenen Stücken. Mad Hansens Kapel gelang durch Kreativität und luftig-leicht erscheinende Arrangements eindrücklich, die alten Melodien mit dem Esprit zeitgenössischem Musikempfinden aufzupeppen.

Der schnelle, festivalübliche Wechsel von Gruppe zu Gruppe erforderte immer wieder Umbaupausen. In diesen Pausen wurde von einigen, eigens als Besucher zum Festival nach Kappeln gekommene Musikern und Musikgruppen in der Kappelner Fußgängerzone Straßenmusik gemacht. Aus Flensburg waren „Die 3 vom Harnisch-Kai“ mit keltischer Musik und eine hamburgische Gruppe mit italienischer Musik „I Gassi Rossi Grassi“ angereist. Diese beiden Bands hatten ebenfalls auf ihre Darbietungen sehr guten Zuspruch.

„Hepta Polka“, eine siebenköpfige Gruppe aus Hamburg gestaltete dann die letzte Festivalzeit auf dem Kehrwieder. Gleich zu Beginn machten die Musiker deutlich, dass sie sich nicht an geographischen oder kulturellen Grenzen aufhalten würden. Der Begriff „europäische Folkmusik“ war bei Hepta Polka Programm. Mal Musik aus dem Norden Norwegens gespielt auf der Hardangerfiedel und der Nykelharpa, mal Polka aus Tschechien, mal Musik aus dem Balkan im 7/8tel Takt und, schließlich zur Begeisterung und Tanzfreude aller, irische Gassenhauer. Das gefiel dem Publikum sehr. Schöner, ausgelassener und freudiger hätte das Finale auf dem Kehrwieder nicht sein können.

Doch bot das Kehrwieder-Festival noch einen zusätzlichen Leckerbissen. Nach all den intensiven und überwältigenden Erlebnissen der beiden Festival-Tage haben viele Zuschauer und Gäste das Angebot angenommen, mit den „Schrägen Vögel“ aus Gelting im Nachtkonzert in der St. Nikolaikirche einen besonderen besinnlichen musikalischen Ausklang zu genießen.

Bevor diese Nachtkonzert begann, nahm Manfred Kerl, der Vorsitzende der Folkbühne Angeln e.V. noch die Gelegenheit wahr, sich bei den Unterstützern und Förderern des Kehrwieder Folkfestivals zu bedanken. Und mit einer besonderen Geste zollte er den Mitgliedern des Festival-Teams große Anerkennung und Dank. Er bat diese für das Festival so wichtigen Mitgestalter und Helfer während der Zugabe der letzten Band allesamt auf die Bühne, wo diesmal auch sie den Applaus des Publikums genießen konnten.

Kappeln, den 02.07.2022

Manfred Kerl